Über 80 Zuhörende waren es am Sonntag, den 04.09.2022 in Pax Christi beim Konzert mit Alter und Neuer Musik zu Psalm 116. Besonderes Augen- und Ohrenmerk bekamen die drei Uraufführungen von Kompositionen, die die Gemeinde Pax Christi bei Komponisten aus Krefeld und Düsseldorf in Auftrag gegeben hatte.
Die Komponisten stellten sich und ihren Zugang zu dem Kompositionsauftrag in einer Einführungsmatinee um 12 Uhr vor.

Wie kann ich heute einen jahrtausendealten religiösen Text vertonen, auch wenn die Glaubensgewissheit des Textes mir fremd erscheint? Welche musikalische Sprache und Form wähle ich? Wie beziehe ich mich auf den historischen Kontext? Was stelle ich dem Psalmtext entgegen? Die Einführungsmatinee lädt auch dazu ein, Fragen an die Komponisten zu stellen und gibt die Möglichkeit zum Dialog.

Die Idee zu den Kompositionsaufträgen entstammt einer historischen Vorlage:
Im Jahre 1616 beauftragt der Jenaer Kaufmann Burckhard Grossmann nach überstandener schwerer Krankheit 16 Komponisten, den 116. Psalm in der Form einer Motette zu vertonen. Seine Intention war, Gott mit dieser von ihm gedruckten Sammlung von Motetten mit dem Namen „Angst der Hellen und Friede der Seele“ dafür zu danken, dass er ihn aus seiner Krankheit errettet hat.
Die Kompositionsaufträge übertragen diese historische Geschichte in die Gegenwart:
Die Coronapandemie hat vielen Menschen Krankheit und Tod gebracht. Auch weite Teile des (kulturellen) Lebens waren eingeschränkt bzw. lahm gelegt. Die Pax-Christi-Gemeinde hat Bezug nehmend auf die obige geschichtliche Situation heute, nach zwar noch nicht ganz überwundener, aber hoffentlich einigermaßen überstandener Coronapandemie, drei Komponisten beauftragt, sich ebenfalls mit dem 116. Psalm auseinanderzusetzen, ihren ganz eigenen kreativen Blick auf diesen Jahrtausende alten Text zu werfen: Claes Biehl (Krefeld), Thomas Blomenkamp (Meerbusch) und Martin Wistinghausen (Düsseldorf).

Die drei zeitgenössischen Kompositionen wurden in diesem Konzert mit den großartigen Motetten von Heinrich Schütz, Johann Hermann Schein und Melchior Franck aus der Sammlung „Angst der Hellen und Friede der Seele“ in Dialog gesetzt.
Aufführende waren:
Charlotte Schäfer, Sopran
Dorothee Wohlgemuth, Mezzosopran
Christine Wehler, Alt
Leonhard Reso, Tenor
Martin Wistinghausen, Bass
Susanne Herre, Theorbe
Nathan Bontrager, Gambe
Alfred Pollmann, Truhenorgel
Christoph Scholz, Truhenorgel und Leitung
(Bilder: AHD, TP)