Am Sonntag, 19. März 2023, finden gleich drei musikalische Akzente in St. Augustinus statt.
Um 11 Uhr ist ein Kantatengottesdienst und anschließend (12 Uhr) ein Werkstattkonzert in Pax Christi. Ab 18 Uhr findet dann ein Passionskonzert in der Schutzengelkirche statt.

Die Bilder und Berichte aus der Ukraine zeigen uns, zu welch grausamen Taten der Mensch fähig ist. Wir sehen mit Fassungslosigkeit, Ohnmacht, Wut und Trauer, wie Menschen grausam bedroht und getötet werden, angsterfüllt fliehen, wie ein Land sinnlos zerstört und die Menschen traumatisiert werden. Welche Musik kann man in Zeiten des Krieges noch aufführen, welche Lieder singen, welche Geschichten erzählen? Wer hätte gedacht, dass solche Fragen auch hier bei uns wieder aktuell sein könnten?
Die Aufführung einer Passionsvertonung ist vielleicht noch am ehesten geeignet, angesichts der Bilder aus der Ukraine, und nicht zu vergessen auch aus anderen Ländern der Erde wie Syrien oder Afghanistan, unseren Gefühle von Ohnmacht, Wut und Trauer einen Raum zugeben. Denn auch die Passionsgeschichte, die Erzählung vom Leiden und Sterben Jesu Christi, erzählt von Ungerechtigkeit, Grausamkeit und Mord. Aber am Ende gibt es auch Hoffnung. Und so geht es am 19. März musikalisch um die Markuspassion von Keiser in der Fassung Johann Sebastian Bachs.
Diese Markuspassion hat Johann Sebastian Bach sowohl in Weimar als auch in Leipzig im Karfreitagsgottesdienst aufgeführt. Auf dem Aufführungsmaterial steht der Name Keiser und es wurde lange vermutet, dass damit der Hamburger Opernkomponist Reinhard Keiser gemeint ist. Neuere Forschungen gehen aber eher davon aus, dass die Komposition entweder von dessen Vater Gottfried Keiser oder von dem Hamburger Musikdirekor Nicolaus Bruhns, der das Stück schon 1707 und 1711 aufgeführt hat, stammt. Die Urheberschaft bleibt also ungewiss und so bleibt das Werk unter Namen Keiser/ Bach weiter bekannt. Sicher ist, dass Bach das Werk mehrfach aufgeführt und für die unterschiedlichen Anlässe verändert hat. Die mindestens drei Aufführungen durch Johann Sebastian Bach belegen, dass er dem Stück eine große Wertschätzung zuteil werden ließ. Zurecht, wie wir meinen!
Stilistisch ist das Werk noch deutlich von der Vokalmusik des 17. Jahrhunderts geprägt: Die Arien sind noch weitgehend schlicht und liedhaft, die Turbaechöre sehr kurz, aber schon sehr ausdrucksstark und das Instrumentalensemble hat noch eine eher untergeordnete, begleitende Funktion. Auffällig ist aber die moderne, rhetorisch differenzierte und emotional packende Vertonung des Evangelienberichtes. Diese könnte Bach auch als Vorbild für seine eigenen Passionen gedient haben.
Im Kantatengottesdienst am 19.3. um 11 Uhr in Pax Christi erklingen Arien und Chöre aus der Markuspassion.
Im anschließenden Werkstattkonzert (12 Uhr) nimmt Christoph Scholz die Besucherinnen auf eine Zeitreise in die Entstehungszeit dieser Passionsvertonung mit. Anhand von zahlreichen Klangbeispielen und Erläuterungen erhalten die Besucherinnen „Einblick“ in die Werkstatt des Komponisten.
Um 18 Uhr findet dann im Passionskonzert in der Schutzengelkirche eine Gesamtaufführung der Markuspassion in der Vertonung von Keiser/ Bach statt.
Die Aufführenden sind:
Tobias Glagau, Tenor (Evangelist)
Solistinnen und Ensemblesängerinnen des Forum vocale Krefeld
Capella 94 auf historischen Instrumenten
Dorothee Wohlgemuth (Einstudierung der Vokalpartien)
Christoph Scholz, Leitung
Der Eintrittspreis beträgt 12,-€. Karten an der Abendkasse
Daten:
Sonntag, 19.3.2023, 11 Uhr Kantatengottesdienst, 12 Uhr Werkstattkonzert
Pax Christi, Glockenspitz 265, 47809 Krefeld
Sonntag, 19.3.2023, 18 Uhr Passionskonzert
Schutzengelkirche, Hauptstr. 14, 47809 Krefeld
Christoph Scholz